Da geht noch was! Unser Motto für den CSD.Hannover 2018

till.deeke April 17, 2018

Es gibt eine Reaktion, die immer wieder auftaucht, wenn in einem neuen Bereich Gleichberechtigung erkämpft wurde: Jetzt habt ihr doch, jetzt könnt ihr doch… Ist nicht alles erreicht? Gebt ihr jetzt Ruhe? 

2017 wurde, wenn auch mit Schönheitsfehlern, die „Ehe für alle“ beschlossen. Für diesen Meilenstein haben Aktivist_innen lange Jahre gekämpft. Selbst jene aus der LGBT*IQ-Szene, die dem für sie bestenfalls spießigen Projekt kritisch gegenüberstanden, konnten die Signalwirkung, die diese Entscheidung hat, anerkennen. Auch die wenige Tage zuvor beschlossene Rehabilitierung und Entschädigung der nach § 175 StGB verurteilten Männer war ein Erfolg, der dem jahrelangen Einsatz von Aktivist_innen zu verdanken ist. 

Die Gleichstellung der Ehe und die Aufarbeitung von § 175 waren von jeher nur zwei Anliegen von vielen. Die meisten Forderungskataloge der CSDs in Deutschland umfassen unter anderem eine Abschaffung der Diskriminierung von Trans*Menschen, die Änderung des Grundgesetzes (Art. 3), mehr Geld für LGBT*IQ-Bildungsprojekte, verbesserte Gesundheitsversorgung, besserer Schutz von queeren Geflüchteten und eine Erfassung von Hassverbrechen.  

Eine so vielfältige Gruppe wie LGBT*IQ ist sich, wen mag es überraschen, nicht in allem einig. Das Spektrum an Positionen reicht genausoweit wie in der heterosexuellen Mehrheitsbevölkerung auch. Statt einer LGBT*IQ-Community gibt es wohl eher verschiedene Szenen in sich überschneidenden und wechselnden Konstellationen. Dissens ist willkommen, respektvoller Austausch eine Bereicherung.  

Lasst uns darüber sprechen, was unsere Ziele sind. Zu viele Stimmen, gerade von mehrfachdiskriminierten Menschen, haben bisher zu wenig Gehör bekommen. Gerade sie können die Debatte voranbringen. Lasst uns streiten, lieben, kämpfen. So verschieden unsere Positionen sein mögen, so einig sind wir doch darin, dass Diskriminierung Realität ist, dass es noch viel zu tun gibt.  

Wir sagen: Da geht noch was!