Forderungen 2025

Die Forderungen des CSD Hannover 2025 wurden von verschiedenen Communities erarbeitet. Wir danken allen, die an der Erarbeitung mitgewirkt haben!

Der CSD.Hannover ist eine Plattform zur gemeinsamen Erhebung politischer Forderungen. Queere Communitys sind vielfältig und genauso vielfältig sind ihre Themen. Auch wenn beim CSD queere Themen im Vordergrund stehen, können diese nicht verstanden werden, ohne auch über andere Dimensionen von Diskriminierung zu sprechen, z.B. Rassismus, Misogynie, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Klassismus, Armut, Ableismus und viele mehr. Kein Mensch ist nur queer oder nicht queer, alle anderen Kategorien kommen ebenfalls vor und erzeugen in ihrer Verwobenheit eine je eigene Art von Diskriminierung und/oder Privilegierung.

Das versuchen wir in den hier artikulierten Forderungen deutlich zu machen. Wir als CSD-Team haben einige Gruppen und Organisationen gebeten, ihre Forderungen aufzuschreiben. Nicht alle angefragten Gruppen hatten die Kapazitäten, sich zu beteiligen. Dafür haben wir volles Verständnis. Umso dankbarer sind wir denen, die es geschafft haben. Widerspruch und Ergänzungen zu den hier formulierten Forderungen sind immer willkommen!

 

Grundsätzliches

Formuliert vom LSVD+ Verband Queere Vielfalt!

1. Art. 3 (3) Grundgesetz: Jetzt oder nie!
Es ist höchste Zeit, Artikel 3 (3) des Grundgesetzes zu ergänzen, um LSBTIQ* unter
den vollen Schutz des GG zu stellen. Angesichts des Erstarkens der AfD, die Anfang
Mai vom Bundesverfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wurde, ist
der Schutz queerer Menschen dringender denn je. Es darf keine Unklarheit mehr
darüber bestehen, dass alle LSBTIQ* durch das Grundgesetz uneingeschränkt
geschützt sind.

2. Queerfeindliche Hasskriminalität:
Auf fast jedem CSD in Niedersachsen waren queere Menschen und Allies
Queerfeindlichkeit ausgesetzt. Wir fordern die sofortige Umsetzung des
Abschlussberichts des Fachgremiums „Bekämpfung von homo- und transfeindlicher
Gewalt“,  der seit Juni 2023 in den Innenministerien liegt. Es ist überfällig. Queerfeindliche
Gewalt bleibt oft im Dunkelfeld – Prävention, Opferschutz und die enge
Zusammenarbeit von Bildung, Sicherheit und Justiz sind dringend notwendig, um
queere Menschen zu schützen und Queerfeindlichkeit nachhaltig und effektiv zu
bekämpfen.

3. Reform im Abstammungsrecht-Jetzt! : Regenbogenfamilien rechtlich absichern!
Die aktuelle Diskriminierung von Regenbogenfamilien im Abstammungs- und
Familienrecht gefährdet die Versorgung der Kinder. Der LSVD+ fordert die rechtliche
Absicherung und Anerkennung vielfältiger Familienformen wie Zwei-Mütter-, Zwei
Väter-, Mehreltern- sowie Familien mit trans- und intergeschlechtlichen Eltern.

4. TIN*-Gesundheitsversorgung
Die Kostenübernahme von geschlechtsangleichenden Maßnahmen durch die GKV,
PKV und sonstige Kostenträger muss gestärkt werden. Der ICD 11 muss sofort
umgesetzt werden.

Trans* Rechte

Formuliert vom Projekt „LSBTI*Gesundheit“

Wir fordern die Abschaffung des personenstandsrechtlichen Geschlechtseintrages.

Wir fordern die Reform des Selbstbestimmungsgesetzes (SBGG) für ein Gesetz, das trans*, inter* und
abinären Menschen tatsächliche rechtliche Selbstbestimmung ermöglicht.

Wir fordern tatsächliche rechtliche Selbstbestimmung und rechtlichen Schutz für alle jungen trans*,
inter* und abinären Menschen.

Wir fordern tatsächliche rechtliche Selbstbestimmung und rechtlichen Schutz für behinderte trans*,
inter* und abinäre Menschen.

Wir fordern tatsächliche rechtliche Selbstbestimmung und rechtlichen Schutz für trans*feminine und
abinäre Menschen.
Wir fordern besonders die

Streichung von §9 SBGG „Zuordnung zum männlichen Geschlecht im
Spannungs- und Verteidigungsfall“.

Wir fordern die Reform des Abstammungsrechts. Für die lange überfällige Anerkennung und
rechtliche Absicherung vielfältiger queerer Familienformen.

Wir fordern die Entpathologisierung von Trans*Identitäten durch das schnelle und lange überfällige
Inkrafttreten der ICD-11 in Deutschland.

Wir fordern die Reform des Sozialgesetzbuches, die allen trans*, inter* und abinären Menschen
Zugänge zu medizinischen Transitionsmaßnahmen ermöglicht.

Wir fordern die Stärkung und den Ausbau der öffentlichen Gesundheitsversorgung, die die
spezifischen medizinischen Bedarfe aller trans*, inter* und abinärer Menschen abdeckt.

Wir fordern die Abschaffung des rassistischen Asylbewerberleistungsgesetzes und einen
uneingeschränkten Zugang zum deutschen Gesundheitssystem für alle Geflüchteten.

Wir fordern einen hürdenlosen Zugang zu Transitionsmaßnahmen für alle trans*, inter* und abinären
Geflüchteten.

Wir fordern den sofortigen Stopp von deutschen Waffenlieferungen ins Ausland.

Wir fordern den sofortigen Stopp der Asylverfahren an den EU-Außengrenzen und ein dauerhaftes
Bleiberecht für alle geflüchteten Menschen in Deutschland.

Wir fordern die Entkriminalisierung von Sexarbeit und den Stopp gezielter polizeilicher Repressionen
gegen trans* Sexarbeitende.

Wir fordern den sofortigen Abbau von Polizei- und Bundeswehr-Etats. Wir fordern, dass die Gelder
stattdessen dazu genutzt werden, soziale Strukturen wie z.B. Frauenschutzhäuser,
Wohnungsloseneinrichtungen, Suchtberatungsstellen und Sozialpsychiatrischer Dienste zu stärken.
Die aktuelle Auslastung dieser und ähnlicher notwendiger Einrichtungen gefährdet besonders trans*
Menschen, BIPoC, Migrant*innen und behinderte Menschen.

Wir fordern ein Parteiverbot der faschistischen, rassistischen, antifeministischen, antiqueeren AfD.

Inter* Rechte

Formuliert von Intergeschlechtliche Menschen Landesverband Niedersachsen e.V. &  Landeskoordination Inter* im QNN

Wir fordern:

  • Konsequente Umsetzung des Gesetzes zum Schutz von Kindern mit Variationen der Geschlechtsentwicklung (§ 1631e BGB) – Keine Eingriffe ohne informierte Einwilligung der intergeschlechtlichen Person selbst
  • Entschädigung und Rehabilitation von Menschen, die von medizinisch nicht notwendigen Maßnahmen betroffen waren
  • Strukturförderung für Selbstorganisationen intergeschlechtlicher Menschen
  • Strukturförderung von Peerberatungsstellen für intergeschlechtliche Menschen, sowie deren Zu- und Angehörige
  • Schaffung von sanitären Anlagen, die einen Schutzraum für alle Menschen mit körperlichen Besonderheiten darstellen
  • Statistische Erhebung der tatsächlichen Anzahl der in Niedersachsen lebenden intergeschlechtlich geborenen Menschen
  • Vermittlung von geschlechtlicher Vielfalt in allen Bildungsbereichen (z.B. frühkindliche Bildung, Schule, Hochschule, Berufsfachschulen, außerschulische Bildungseinrichtungen)
  • Erarbeitung von Lösungen für eine gleichberechtige Teilnahme von intergeschlechtlichen Menschen im Breitensport und im Leistungssport
  • Zeitnahe Schulung von Personal in Behörden und Ämtern über die aktuellen gesetzlichen Grundlagen (z.B. Selbstbestimmungsgesetz, Personenstandsgesetz)
  • Schulung von Mitarbeitenden in allen Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und konsequente Berücksichtigung der S2k-Leitlinie „Varianten der Geschlechtsentwicklung“
  • Gleichstellung intergeschlechtlicher Menschen im Arbeitsmarkt (inklusive entsprechender Stellenausschreibungen, Berücksichtigung bei der Arbeit von Gleichstellungsbeauftragten)
  • Gleichberechtigung aller Geschlechter in der medialen Präsenz
  • Berücksichtigung geschlechtlicher Vielfalt in geschriebenen und gesprochenen Texten
  • Bedarfsgerechte und bedürfnisorientierte Unterstützungs- und Versorgungsstrukturen für intergeschlechtliche Menschen über die gesamte Lebensspanne, von der Kindheit bis ins hohe Alter.

Rechte queerer Geflüchteter

Formuliert von Q-World

Menschen, die mit Geflüchteten arbeiten (in Unterkünften, Behörden usw.), müssen für die Belange von LSBTIQ sensibilisiert und geschult sein. Ihre Vernetzung untereinander soll weiter unterstützt werden. Die medizinische, psychologische und psychosoziale Versorgung von Menschen ohne Aufenthaltsstatus ist dauerhaft sicherzustellen.

Wir begrüßen, dass viele Städte, auch Hannover, sichere Unterbringungsmöglichkeiten queerer Geflüchteter geschaffen haben. Auch Beratungs- und Versorgungsstrukturen sind in Hannover weiterentwickelt worden und konnten sich etablieren. Unterschiedliche Organisationen haben sich auf den Weg gemacht um mehr und bessere Safer Spaces zu schaffen. Diese progressiven Entwicklungen, entgegen des gegenwärtigen gesellschaftliche Rückwärtstrend, müssen weiter gefördert und ausgebaut werden. Wir fordern weiterhin eine menschenwürdige Behandlung und Unterbringung von LSBTIQ+ Geflüchteten sowie eine bedarfsgerechte Finanzierung von Beratungs-, Wohn- und Hilfsangeboten.

Verfolgung aufgrund von LSBTIQ*-Zugehörigkeit wird von der EU als Asylgrund anerkannt. Aus Angst, Scham oder weil sie nicht wissen, dass sie es erwähnen dürfen, sprechen viele queere Geflüchtete nicht darüber – weder in der Asyl-Anhörung im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) noch in den zentralen Ankommenszentren bzw Erstaufnahmelagern des Landes. So werden Geflüchtete nach Ihrer Aufnahme nach einem Schlüsselprinzip auf die Fläche verteilt. Für queere Menschen bedeutet eine Zuweisung in eine Kommune ohne Anbindung an eine LSBTIQ-Community oft in sozialer Isolation und ohne Verständnis für ihre Situation leben zu müssen. Der notwendige Zugang zur sensibilisierten Beratung und zu anderen queeren Menschen ist sehr erschwert und benachteiligt sie in ihrer Teilhabe. Um die Sicherheit von queeren Geflüchteten zu gewährleisten, müssen sie in urbane Orte mit Anbindung zu queeren Strukturen zugewiesen werden. Auch eine spätere entsprechende Umverteilung muss als humanitäre Begründung anerkannt werden.

Nach wie vor sagen wir: ein Staat, in dem LSBTIQ* verfolgt werden oder in dem queere Lebensrealität geächtet wird oder gar unter Strafe steht, kann kein sicheres Herkunftsland sein! Die Regelungen zu sogenannten sicheren Drittstaaten müssen im Hinblick auf Sicherheit für LSBTIQ* , Frauen und weiteren diskriminierten Menschengruppen überarbeitet werden.

 

Männer*, die Sex mit Männern* haben; Sexualität; HIV / AIDS

Formuliert von:

CheckPoint Hannover [Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit]
s*ven-sexuelle* Vielfalt erregt Niedersachsen [Präventionsteam Hannover] 

Forderung 1: Für eine bunte Vielfalt!

Wir fordern einen vorurteilsfreien Umgang in Bezug auf andere Lebensweisen und Identitäten!

Die Vielfalt an Geschlechtern, sexuelle Orientierungen, Herkunft, Sprache und Abstammung, Behinderung und Beeinträchtigungen, religiöse und politische Anschauungen sind Merkmale, die uns Menschen in unserer Individualität und unsere vielfältige freiheitlich-demokratische Gesellschaft ausmachen.

Forderung 2: Die Gesundheit von Geflüchteten schützen!

Wir fordern Migrationspolitik als ein Bekenntnis zu einer multikulturellen Gesellschaft zu gestalten!

Menschen mit Migrationsgeschichte sind Teil unsere Gesellschaft und eine Bereicherung für uns alle. Ohne Migration werden viele Arbeitsbereiche z.B. in der Pflege oder in der Gastronomie in Deutschland nicht funktionieren. Durch eine optimal geförderte Integration werden nach Deutschland geflüchtete Menschen zu produktiven Mitgliedern unserer Gesellschaft und tragen zu unser aller Wohlstand bei. Der Schutz von vor Krieg, Verfolgung und Armut aus ihrem Herkunftsland geflüchteten Menschen ist somit eine Chance für uns, aber auch ein Menschenrecht und unsere humanitäre Pflicht. Insbesondere queeren Geflüchteten, die in ihrem Herkunftsland wegen ihrer geschlechtlichen Identität oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert und verfolgt werden, dürfen keine Abschiebungen drohen, auch nicht in sogenannte „sichere Herkunftsstaaten“.

 

Forderung 3: Schutz vor HIV weltweit!

HIV-Prävention und medizinische Versorgung von Menschen mit HIV weltweit sichern!

Nachdem die USA ihren Rückzug aus der Finanzierung der weltweiten Maßnahmen gegen HIV/Aidsangekündigt haben, rechnet UNAIDS bis Ende 2029 mit rund neun Millionen neuen HIV-Infektionen, mehr als sechs Millionen Aids-Toten und etwa dreieinhalb Millionen Aids-Waisen, wenn diese Finanzierungslücke nicht gefüllt wird. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich für die Sicherung der Maßnahmen gegen HIV/Aids einzusetzen.

 

Forderung 4: Für Demokratie und Pluralität!

Wir fordern eine Gesellschaft, in der ein friedliches Miteinander lebbar ist.

Nach dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland sind alle Menschen vor dem Gesetz gleich. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist die Verpflichtung der staatlichen Gewalt. Das Aufkommen von Hass und Hetze macht die Würde des Menschen antastbar.

 

Forderung 5: Substanzkonsum entkriminalisieren!

Wir fordern die Entkriminalisierung von substanzkonsumierenden Menschen!

Zur Förderung der Gesundheit und um das Schadenspotential zu minimieren, braucht es ein politisches Umdenken und eine akzeptierende Haltung zum Substanzkonsum. Es braucht dringend eine Ausweitung schadensminimierender Ansätze, wie die Schaffung von Drug-Checking-Programmen in Bezug auf alle Substanzen, mehr Straßensozialarbeit, kostenlose Safer Use Materialien, Substitution und Drogenkonsumräume – auch in Justizvollzugsanstalten.

 

Forderung 6: Sexarbeit entkriminalisieren!

Wir fordern, Sexarbeit als Erwerbsform zu akzeptieren.

Ein Sexkaufverbot wird die Gesundheit von Menschen in der Sexarbeit nicht fördern. Das Gegenteil wird eintreten, dazu gibt es Beispiele aus Ländern mit Sexkaufverbot, wie zum Beispiel in Schweden oder Frankreich. Mit einem Sexkaufverbot wird Sexarbeit wieder in den Untergrund verdrängt und Sexarbeiter*innen werden ihrer Rechte als Selbstständige beraubt. Die Erfahrungen aus diesen Ländern zeigen, dass Kriminalität gegen Sexarbeitende zunimmt insbesondere gegen Frauen, die Rate an sexuell übertragbaren Infektionen steigt, zunehmend Minderjährigen in der Sexarbeit tätig sind und die Stigmatisierungen gegenüber Sexarbeitenden nochmals drastisch steigen. Ein Sexkaufverbot schadet genau denjenigen, die es schützen soll. Stattdessen braucht es mehr Unterstützungsangebote vor allem für diejenigen, die unter prekären Bedingungen oder Zwang arbeiten. Wir fordern daher die Politik auf, sich für die Sexarbeit einzusetzen und diese zu entkriminalisieren.

Forderung 7: Gegen Stigmatisierung und Diskriminierung

Wir fordern, sich den neusten HIV-Wissensstand anzueignen und umzusetzen!

Durch Unwissenheit verursachte Stigmatisierungen und Diskriminierungen machen krank und führen dazu, dass sich Menschen mit HIV weiterhin selbst stigmatisieren, sich mit Scham und Schuldgefühlen plagen und sich im Gesundheitssystem nicht wohl fühlen. Wir fordern dazu auf, den anerkannten wissenschaftlichen Fakt von n=n (HIV nicht nachweisbar = nicht übertragbar) zu kennen und damit umzugehen.

 Forderung 8: Arbeit von Aidshilfen / CheckPoints sichern!

Wir fordern die über vier Jahrzehnten aufgebaute Arbeit von Aidshilfen und CheckPoints weiterhin zu sichern!

Wir sagen Danke für die vom Land Niedersachsen und der Region Hannover geleisteten Förderungen und wollen auch in Zukunft ein wichtiger und wertvoller Player auf dem Gebiet der sexuellen Gesundheit für vulnerable Zielgruppen sein. Dazu braucht es auch in Zukunft die abgesicherte, progressive Förderung unserer Arbeit.

Wir fordern zudem den Abbau von unnötiger, kostenintensiver Bürokratie bei der Beantragung und Bewilligung von Zuwendungen.

 

Lesbische* Identität

Formuliert von Dyke* March Hannover [Aktivistische Gruppe]

Mehr Sichtbarkeit der vielfältigen lesbischen* Identität

Lesbisches* Leben und damit lesbische* Sichtbarkeit hervorheben, denn je unsichtbarer wir sind, desto weniger Geltung haben wir in der Mehrheitsgesellschaft. Wir wollen, dass Lesben* in der Gesellschaft akzeptiert, stereotype Bilder von Lesben* aufgelöst werden und die vielfältige lesbische* Kultur in all ihren bunten Facetten authentisch gezeigt und zum Ausdruck gebracht wird.

Mehr lesbischer* Raum in der queeren Szene

Frauen* nehmt euch den Raum, seid sichtbar, vernetzt euch, zieht gemeinsam los, setzt ein Zeichen, steht für unsere Rechte ein und seid authentisch. Es gibt uns, wir wollen gesehen und gehört werden und uneingeschränkt akzeptiert werden.

Keine Gewalt gegen Lesben* und Frauen*

Wir stellen uns offen gegen physische und psychische Gewalt und fordern die ganze Gesellschaft dazu auf, hinzuschauen und bei der Wahrnehmung von Diskriminierung und Gewalt zu handeln. Solidarität zu zeigen ist ein wichtiges Mittel zur Gewaltprävention, deshalb sollten wir klare Signale senden, am Arbeitsplatz, auf der Straße, im privaten Umfeld und überall. Auch Beratungsstellen und Frauenhäuser sind wichtige Institutionen, die dringend Unterstützung benötigen.

Mehr Sichtbarkeit von Lesben* in Geschichte und Gegenwart 

Aus Mangel an Quellen, weil Frauen* aufgrund ihrer Unterdrückung selten namentlich Urheberin* eines veröffentlichten Textes waren, kommen sie in der Geschichte kaum vor. Doch es gab und gibt sie, als Ärztinnen*, Schriftstellerinnen*, Sexualwissenschaftlerinnen*, Sportlerinnen*, Sängerinnen*, Schauspielerinnen*, Wissenschaftlerinnen*, Intellektuelle*, etc.

Bessere Berichterstattung über Lesben* in Presse und Journalismus

Die Presse soll ein reales und positives Bild von Lesben* vermitteln. In Film, Fernsehen und Radio gibt es zu wenig lesbische* Vorbilder.

Reformierung des Abstammungsrechts

Gleichberechtigung bei Adoption

Besser zugängliche Reproduktionsmedizin

 

Queere Bildung

Formuliert von SCHLAU Hannover [Bildungs- und Aufklärungsprojekt]

  1. Verankerung queerer Bildung in Lehrplänen
    Queere Themen müssen in allen Schulformen, Fächern und Unterrichtsmaterialien fest verankert werden – nicht nur als Randthema in Biologie
  2. Antidiskriminierung als Pflicht
    Schulen müssen verpflichtet werden, aktiv gegen Diskriminierung, also auch Queerfeindlichkeit, vorzugehen – mit verbindlichen Konzepten, Fortbildungen und Beschwerdestrukturen. Lehrkräfte müssen ermutigt und befähigt werden aktiv gegen jede diskriminierende Äußerung zu widersprechen. Damit die Ablehnung nicht unkommentiert stehen bleibt und in gewalttätige Handlungen übergeht.
  3. Mehr Ressourcen für queere Bildungsprojekte
    Freie Bildungsprojekte wie SCHLAU brauchen langfristige, gesicherte Finanzierung – statt prekärer Förderungen und Ehrenamt als Lückenfüller.
  4. Queere Perspektiven in der Lehrkräfteausbildung
    In der Lehrkräfteausbildung muss queere Bildung fest verankert werden. Und zwar intersektional und rassismuskritisch, um vorurteils- und diversitätsbewusste Haltungen zu fördern.
  5. Schutz von trans, inter und nicht-binären Schüler*innen
    Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen muss respektiert werden: inklusive Namen, Pronomen und Toiletten-/Umkleidewahl.
    Wir fordern flächendeckend barrierefreie und sichere Unisex-Toiletten und -Umkleiden an allen Schulen. Niemand sollte gezwungen sein, sich zwischen zwei Optionen entscheiden zu müssen.
  6. Schule muss ein sicherer Ort sein
    Mobbing, Misgendern und Diskriminierung müssen ernst genommen werden – mit klaren Konsequenzen und Schutzkonzepten. Wir fordern, dass mindestens jedes Bundesland, besser jede Region feste Ansprechpersonen stellt, die bei queeren Fragen und diskriminierenden Vorfällen beraten.
  7. Mehr queere BIPoC-Repräsentation
    Lehrmaterialien müssen diverser werden! Wir fordern: keine weißen, cis- und heteronormativen Erzählungen mehr als Standard.

 

Jugend

Formuliert von QueerUnity [Hannovers Queeres Jugendzentrum]

  • Wir fordern, dass queere Jugendarbeit gestärkt wird. Es braucht mehr finanzielle Mittel und feste Räume für queere Jugendliche in allen Städten und Gemeinden. Vor allem der Zugang zu queeren Angeboten im ländlichen Raum muss verbessert werden.
  • Wir fordern eine Verankerung von queeren Themen in der Schule. Queere Lebensrealitäten müssen Teil von Lehrplänen in allen Fächern sein. Lehrkräfte müssen sich zu queeren Themen und Antidiskriminierung fortbilden und sich gegen Queerfeindlichkeit in der Schule einsetzten.
  • Wir fordern, dass queerer Jugendliche in den Angeboten der Jugendhilfe mitgedacht werden. Pflegefamilien, Wohngruppen und Heime müssen queersensibel und sicher sein. Außerdem müssen Jugendliche vor Queerfeindlichkeit in der eigenen Familie geschützt werden.
  • Wir fordern eine Überarbeitung des Selbstbestimmungsgesetzes. Auch Jugendliche unter 18 Jahren sollten selbstbestimmt über ihren Namen und Personenstand entscheiden dürfen, ohne elterliche Zustimmung.
  • Wir fordern, dass die psychische Gesundheit queerer Jugendlicher ernst genommen wird. Es braucht einen kostenlosen Zugang zu queerfreundlichen Beratungsstellen und therapeutischen Angeboten für alle Jugendlichen.
  • Wir fordern einen besseren Schutz vor queerfeindlicher Gewalt und Hasskriminalität, auch im Internet. Dafür benötigt es eine bessere Aufklärung und Präventionsarbeit in den Schulen, Jugendzentren und im Internet. Außerdem müssen Polizei, Justiz und Jugendämter für queere Lebenswelten sensibilisiert werden.
  • Wir fordern die Mitsprache und Repräsentation von queeren Jugendlichen in jugendpolitischen Gremien auf kommunaler, Landes- und Bundesebene. Queere Jugendliche müssen gehört werden und ihre Anliegen müssen ernst genommen werden.
  • Wir fordern, dass vor allem mehrfach marginalisierte queere Jugendliche, zum Beispiel Jugendliche, die von Rassismus oder Ableismus betroffen sind, Zugang zu Hilfs- und Freizeitangeboten bekommen. Diese müssen sprachlich, räumlich und inhaltlich so gestaltet werden, dass alle Jugendlichen die Angebote nutzen können. Außerdem fordern wir, dass mehr Safer Spaces geschaffen werden, in denen mehrfach marginalisierte Jugendliche sich gegenseitig empowern können.

 

Regenbogenfamilien

Formuliert von der Queerbeauftragten der Landeshauptstadt Hannover

Trotz der Einführung der „Ehe für alle“ besteht noch Nachholbedarf im Familienrecht.

Für Kinder, die in einer heterosexuellen Ehe geboren werden, regelt das Bürgerliche Gesetzbuch die Elternschaft bzw. die Vaterschaft von Kindern eindeutig. Das BGB legt fest, dass der Vater eines Kindes ist, wer mit der Mutter verheiratet ist; auch wenn die Ehefrau zum Beispiel durch eine künstliche Befruchtung mit fremder DNA schwanger geworden ist. Für Kinder in lesbischen Ehen gelten diese Regelungen nicht. In lesbischen Ehen müssen nicht biologische Mütter eine Stiefkindadoption durchführen, um das Sorgerecht für ihr eigenes soziales Kind zu bekommen und dabei einen teilweise erniedrigenden Prozess auf sich nehmen.

Diese Ungleichbehandlung ist eine strukturelle Diskriminierung per Gesetz und muss beseitigt werden.

Außerdem müssen zusätzlich Regelungen geschaffen werden um mehr als zwei Personen gleichzeitig die Elternschaft zu ermöglichen. Die rechtlichen Belange von (queeren) Patchwork Familien und Mehrelternschaft ist gesetzlich nicht anerkannt und geregelt. Es werden immer nur zwei (meist die biologischen) Elternteile eingetragen. Das bildet nicht die soziale Situation von Familien in Deutschland ab.

Des Weiteren müssen die Lebensrealtäten von Regenbogenfamilien in unserer Gesellschaft mitgedacht werden. In Kita, Schule, Sportverein und anderen außerschulischen Aktivitäten wird nach wie vor viel zu oft auf ein rein heterosexuelles Familienbild abgezielt.

 

Ältere LSBTIQ

Formuliert von Queer 60+ (Gruppe im Andersraum e.V.)

Status in der Gesellschaft

Sichtbarkeit und Akzeptanz in der Gesellschaft herstellen

Offenheit für die ältere queere-Community schaffen

Berücksichtigung in Politik und politischen Entscheidungen einfordern

Wertschätzung für queeres Leben im Alter entwickeln

Einbeziehung in gesellschaftliches Leben organisieren

Leben in Stadt und Land

Vernetzung ermöglichen

Kulturelle – und Bildungsbedürfnisse berücksichtigen

Ältere queere Menschen besonders bei Mobilitätsfragen berücksichtigen

Spezifische kulturelle Angebote anbieten

Gesundheit

Spezifische Fragen der Gesundheit identifizieren

Austausch in der queeren Community herstellen

Unterstützungsangebote organisieren

Queersensible Angebote entwickeln

Menschen mit Beeinträchtigungen berücksichtigen

Liebe

Liebe und Sexualität thematisieren und enttabuisieren

Plattformen für Begegnung schaffen

Menschen mit Beeinträchtigungen ansprechen

Freizeit

Gruppen und Vernetzung anbieten

Kulturelle Aktionen anbieten

Angebote für Sport und Bewegung sicherstellen

Körperliche Beeinträchtigung berücksichten

Wohnen

Gemeinschaftliches Wohnen entwickeln

Unterstützungsangebote sicherstellen

Plattformen für gemeinsames Wohnen (WG-Suche) anbieten

Körperliche Beeinträchtigung berücksichten

Pflege

Queersensible Pflegeeinrichten bzw. -angebote entwickeln

Qualifizierung für Pflegekräfte anbieten

Gegenseitige Unterstützungsmöglichkeiten schaffen

Gemeinsames Wohnen für häusliche Pflege anbieten

Körperliche Beeinträchtigung berücksichten

Geschlechtsgewünschte Pflege ermöglichen

Sterben

Kliniken und Hospize für queere-Menschen sensibilisieren

Spezifischen Angebote der Sterbebegleitung schaffen

Trauer- und Bestattungsbegleitung berücksichtigen

 

 

Gleichbehandlung von Menschen in der Sexarbeit

Formuliert von Phoenix e.V.

Menschen in der Sexarbeit werden weiter anders behandelt als anderen Erwerbstätige. Das führt zu Stigmatisierung, Diskriminierung und Ausgrenzung aller Sexarbeiter*innen.
Das Prostitutionsgesetz von 2002 war ein Schritt in die richtige Richtung. Seitdem ist Sexarbeit nicht mehr sittenwidrig und der Lohn einer erbrachten Dienstleistung kann eingeklagt werden. Aber die Anerkennung von Sexarbeit als Arbeit fehlt trotzdem.
Das Prostituiertenschutzgesetz von 2017 allerdings führt zu einer weiteren Stigmatisierung von Sexarbeiter*innen. Seitdem müssen sie sich einem entmündigenden Anmeldeverfahren unterziehen und einen Ausweis mit sich führen, der zeigt, dass sie der Sexarbeit nachgehen. Wenn man das nicht macht und sexuelle Dienstleistungen anbietet, muss man mit Bußgeldern und Kriminalisierung rechnen.
Dies hat nichts mit sozialer und rechtlicher Gleichstellung zu tun. Es führt auf keinen Fall zur Wertschätzung, Akzeptanz und Anerkennung dieser Berufsgruppe, obwohl es laut Grundgesetz doch das Recht auf freie Berufswahl gibt.
  1. Wir fordern die Entkriminalisierung der Sexarbeit und Entstigmatisierung der Sexarbeiter*innen.
  2. Wir fordern die rechtliche und soziale Gleichstellung von Sexarbeitenden mit anderen Erwerbstätigen.
  3. Wir fordern die dauerhafte Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen von Sexarbeiter*innen.
  4. Wir fordern den Ausbau der Gesundheitsversorgung für Menschen in der Sexarbeit.

 

Sport

Formuliert von SLS Leinebagger e.V.

Formuliert vom SLS Leinebagger – Dein queerer Sportverein e.V.

Viele LSBTIQ*-Personen sind in Sportvereinen aktiv. Nicht alle von ihnen nutzen dabei die Angebote aus der queeren Community, da diese auch nicht flächendeckend vorhanden sind. In vielen Fällen ist es so, dass LSBTIQ*-Menschen, die im hetero-normativen Breitensport oder auch Fitnessstudios aktiv sind, sich anderen gegenüber nicht outen aus Angst vor Diskriminierung. Wir fordern alle Sportvereine in Hannover auf, sich für ein wertschätzendes, offenes Klima stark zu machen und Sportstätten zu sicheren Räumen für alle zu entwickeln.

Trans- und intergeschlechtliche Menschen haben im Sport meist hohe Hürden zu meistern, da viele Sporteinrichtungen wenig bis gar nicht auf ihre besonderen Bedürfnisse eingestellt sind. Trans- und intergeschlechtliche Menschen haben oft Hemmungen sich in Sportvereinen und Gruppen zu beteiligen. Dies liegt zum Teil daran, dass die Sportstätten nicht für ihre Bedürfnisse ausgelegt sind. Wir fordern die Umsetzung von baulichen Maßnahmen, wie adäquate Umkleiden, Dusch- und WC-Anlagen, um auch trans- und intergeschlechtlichen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich im Sport frei entfalten zu können.

Trainer:innen und Vorstände von Vereinen sind häufig nicht für die Bedürfnisse von LSBTIQ*-Menschen sensibilisiert. Gerade im Bereich Jugend und Sport ist hier ein gewisses Gefühl für die unterschiedlichen Lebensweisen unabdingbar. Wir fordern, dass Weiterbildungen zu den Themen “sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“ für Trainer:innen und Sportvereins-Vorstände verpflichtend werden.

Bereits im November 2020 wurden auf der Sportminister:innenkonferenz verschiedene Beschlüsse mit weitreichenden Empfehlungen zum Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im Sport gefasst. Wir fordern, dass diese Empfehlungen für alle Sportvereine und -verbände in Niedersachsen verpflichtend werden. Mit dem Projekt „Vielfalt in Bewegung“ des Landessportbundes Niedersachsen, das in Kooperation mit dem Queeren Netzwerk Niedersachsen entstanden ist, gibt es hier einen vielversprechenden Ansatz. Die Leinebagger unterstützen und wertschätzen dieses Engagement ausdrücklich und fordern die Sportvereine in Hannover auf, von dem umfassenden Beratungsangebot regen Gebrauch zu machen!